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Königliche Bildpolitik in Preussen

Ist Ihnen beim Betrachten der Bilder und Standbilder aufgefallen, dass Luise oft so gar nicht königlich wirkt? Meist ist sie die charmante, junge Frau, die den Betrachter mit ihrem “Liebreiz”, sprich: ihrer weiblichen Ausstrahlung anzieht. Königliche Attribute fehlen oft. Die neuere Forschung belegt, dass das preußische Königshaus diesen Aspekt, nämlich die Nähe zum Bürgertum, im Laufe der Zeit mehr und mehr gefördert hat.

Karl Steffeck, Luise mit den zwei ältesten Söhnen

Karl Steffeck, Die Königin mit den zwei ältesten Söhnen in Königsberg

Mit Schadows Doppelstandbild wurde die Grundlage geschaffen sowohl für die königliche Bildpolitik, als auch für den bald einsetzenden Luisenkult. Die Plastik sollte ursprünglich in großer Serie von KPM in Biskuitporzellan gefertigt werden, was dann jedoch unterblieb, nachdem der Fehltritt der Prinzessin Friederike offenkundig wurde. Das Standbild wurde von Friedrich Wilhelm aus dem Verkehr gezogen, und KPM begann erst viel später mit der Produktion der Porzellanstandbilder.

Holger Simon geht in seiner Veröffentlichung “Die Bildpolitik des preußischen Königshauses im 19. Jahrhundert zur Ikonographie der preußischen Königin Luise (1776-1810)” dieser Frage ausführlich nach.

Schadow:  Prinzessinnengruppe Kronprinzessin Luise und Schwester Friederike

Gottfried Schadow, Doppelstandbild

Im Gefolge der großen Revolution in Frankreich hatten Louis XVI. und Marie-Antoinette ihre Köpfe verloren. Der König von Preußen wollte ein ähnliches Schicksal vermeiden und öffnete sich dem Bürgertum, ohne das monarchische Prinzip aufzugeben. Der bürgerliche Habitus der königlichen Familie wurde von Luise maßgeblich geprägt und kam bei den Untertanen sehr gut an. ...Paretz

Das Doppelstandbild wurde zum beliebten Vorbild für unzählige Bildwerke, die von anderen Künstlern noch zu Lebzeiten Luises gefertigt wurden. Der bürgerliche Habitus, der Kopfschmuck Luises, werden immer wieder zitiert. Die Damenwelt folgte dem Beispiel, und das Halstuch erfreute sich fortan großer Popularität.

Joseph Grassi, Königin Luise

Joseph Grassi

Elisabeth Vigée-Lebrun, Königin Luise

Elisabeth Vigée-Lebrun 1802

Elisabeth Vigèe-Lebrun, Königin Luise, Pastell

Elisabeth Vigée-Lebrun (Pastell) 1802

Königliche Attribute treten bei Luise erst zu einem späteren Zeitpunkt auf. Die Porträts von Joseph Grassi und Elisabeth Vigée-Lebrun zeigen Luise geschmückt mit einem Diadem. Auch in dieser Pose ist die Königin eine Königin zum Anfassen - volksnah. Das bescheidene Diadem ist kein Attribut der Macht, sondern ein typisch luisisches Kennzeichen, wie etwas das berühmte Halstuch. Von Elisabeth Vigée-Lebruns Gemälde existieren zwei Pastellversionen, ohne Diadem, wieder ganz bürgerlich.

Luises früher unerwarteter Tod am 18. Juli 1810, sie ist nur 34 Jahre alt geworden, bewirkte im Lande eine Trauer, die von Holger Simon mit der Trauer um die Prinzessin von Wales, Lady Diana, verglichen wird. Die Sympathie- und Identifikationsfigur, die Luise zu Lebzeiten war, wandelte sich nun zu einem nationalen Vorbild. Das von den Franzosen halbierte, geschundene und ausgebeutete Land hatte seine Schutzgöttin, die zum Himmel aufgefahren war.

Auf Friedrich Wilhems Anweisung schuf Schinkel das Mausoleum im Schloßpark Charlottenburg, in dem Luise beigesetzt wurde. Christian Daniel Rauch, ehemals Kammerdiener bei Luise, schuf 1813 das marmorne Grabmonument. Es zeigt eine immer noch jugendliche schöne Frau, bekleidet mit einem zarten Gewand, das die Formen des Körpers durchscheinen läßt. Diese Darstellung, die der König so in Auftrag gegeben hatte, förderte den Trauerkult und die Mythenbildung ungemein.

Schadow, Mausoleum im Schloßpark Charlottenburg

Karl Friedrich Schinkel, Mausoleum im Park Charlottenburg

Rauch, Grabmonument Luise

Holger Simon (siehe Literatur) erkennt in den Maßnahmen des trauernden Königs einen Plan:

König Friedrich Wilhem III. gelang mit dem Mausoleum eine perfekte mediale Inszenierung. Das Volk mußte das Gelände des Schlosses betreten, um ihrer Volksheiligen huldigen zu können (...). Die mythisierende Bedeutung seiner Gemahlin schien der König bald erkannt zu haben, und er nutzte die vereinigende Kraft, die von dieser Gedenkstätte ausging, für seinen Befreiungskrieg gegen Napoleon, indem er den Mythos der Schutzgöttin förderte.

Christian Daniel Rauch, Grabmonument Königin Luise

Heinrich von Treitschke schreibt in seinen Lebensbildern: Da der Friede kam, zogen jahraus jahrein Tausende zu dem stillen Tempel in Charlottenburg, und wahrlich nicht bloß um das Werk des Künstlers zu bewundern, dem die Tote einst selber den Weg zu großem Schaffen ebnete, sondern um sich das Herz zu erquicken an dem Anblick eines geliebten Menschenbildes.

Die beiden gewaltigen Könige des achtzehnten Jahrhunderts wurden geehrt und gefürchtet, wenig geliebt. Mit dem Hause der Königin Luise lebte und litt das Land; seitdem erst entstand zwischen den Hohenzollern und ihrem Volke jenes einfach menschliche Verständnis, das die Leidenschaften der Parteien nie zerstören konnten.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts durchlief der Luisenkult mehrere Wellen. Im Jahr 1876 wurde am 10. März der hundertste Geburtstag Luises gefeiert, und die nationale Verehrung erlebte eine Renaissance. Die religiösen Elemente des Kults traten zurück, Luise wurde zum Nationaldenkmal erhoben. Erdmann Encke hatte 1880 im Tiergarten ein Standbild geschaffen, das auf der Totenmaske der Königin basierte. Kaiser Wilhelm I. zeigte sich nach anfänglichem Zögern mit dem Werk zufrieden.

Erdmann Encke, Luises Standbild, Tiergarten

Das vermutlich letzte Kultbild Luises schuf Gustav Karl Ludwig Richter 1879 mit Genehmigung des Kaisers. Hier zeigt sich Luise erstmals in königlichem Gewand mit kostbarem Hermelin. Eine Ähnlichkeit mit der Königin (69 Jahre nach ihrem Hinscheiden) ist kaum noch festzustellen. Luise ist nun nicht mehr volksnah, sondern majestätisch, die Mutter des deutschen Kaisers. Dieses Bild wurde zum Modell von unzähligen bildlichen Darstellungen auf Tellern, Vasen, Schalen und ähnlichen Vitrinenobjekten. Standort: Wallraf-Richartz-Museum, Köln.

Neben den bereits erwähnten Liebhaberaufführungen gab es am Niederrhein Festspiele, in deren Mittelpunkt Königin Luise stand. Ich verdanke Stefan Rees vom Schloss Drachenburg folgenden Hinweis:

In Wesel am Niederrhein fanden zwischen 1891 und 1900 vier Niederrheinische Festspiele satt, die der Niederrheinische Verein für Orts- und Heimatkunde in Wesel ausrichtete. Dichterin der Festspiele war Johanna Baltz. 1894 wurde “Die Königin Luise” gegeben. Die Festspiele endeten immer mit einer Apotheose des Kaiserhauses, gespickt waren sie mit sog. Tableux vivants. Federführend war Karl Mummenthey. Der Nachlass von Johanna Baltz befindet sich im Sauerland-Museum in Arnsberg.

Erdmann Encke, Standbild 1880

nach Richter, Königin Luise
Richter, Königin Luise

Gustav Richter, Königin Luise

nach Richter, Lithographie

Das reizende Modell für Richters Bild soll Baronesse Josephine von Ziegler gewesen sein, die die Königin in einer Liebhaberaufführung verkörperte und von der Wilhelm I. gesagt haben soll, “...ganz wie meine Mutter.”

Fritz Schapper, Preußische Madonna

Fritz Schapper Königin Luise als preußische Madonna

Den Schlusspunkt der plastischen Bildwerke bildet Fritz Schappers überlebensgroße Stuckfigur, die er selbst “Preußische Madonna” nannte. Die Marmorversion wurde von ihm 1901 ausgestellt. Sie zeigt in der Tradition des mittelalterlichen Madonnenbildes Königin Luise, auf dem Arm ihren zweiten Sohn, späteren Reichsgründer Wilhelm I.

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